Ja, natürlich, da hast du mich schon korrekt verstanden.
Ich habe mich nur gefragt, was diese komischen Versuche, Religion irgendwie in ein naturalistisches Weltbild harmonisch einfügen zu wollen, motiviert?
Warum kann man nicht wie "die guten alten Atheisten" einfach sagen, dass Gläubige an etwas glauben, was nicht existiert, und es dabei belassen?
Ich bin der letzte, der hier wie Hiob / closs eine "reale, tatsächliche, wirklich-WIRKLICHE Existenz™" propagiert. Argh, da flammt meine PTBS auf, wenn ich an die absurde closs-Philosophie zurückdenke und die sinnlosen Diskussionen mit dem Betonkopf dazu...Ich denke, dass Zahlen oder Integrale so real sind wie Tische, Backsteine und Harry Potter. Der springende Punkt ist: Was versteht man darunter, wenn man sagt, dass etwas existiert? Man muss dann zurückfragen: "In welchem Sinne existiert es?"
Der Tisch, an dem ich schreibe, existiert selbstverständlich anders, als Zahlen oder Harry Potter existieren, aber beides existiert UND ES GIBT KEINE ABSTUFUNGEN DER EXISTENZ. Harry Potter spielt ökonomisch eine weitaus größere Rolle als mein Tisch! Mit Harry Potter verdient man Milliarden, mit meinem Tisch (oder reeellen Zahlen) nicht.
In der Frage, was eigentlich Existenz ausmacht, bin ich eine Schülerin von Markus Gabriel (kein ausgewiesener analytischer Philosph, insbesondere, weil er den Naturalismus ablehnt, aber er verwendet Methoden der analytischen Philosophie und versucht normalerweise auch so präzise zu sein in seinen Argumentationen, wie analytische Philosophen), und teile seine Konzeption einer Sinnfeldontologie und eines neutralen Realismus. Ich erkläre bei Gelegenheit, worum es sich da handelt.
Also von mir aus können wir mit der Gabriel-Ontologie weitermachen. Ich kann nur den Kult um Gabriel nicht so nachvollziehen. "eine Schülerin von Markus Gabriel", ach je.

Denn sein Ansatz kann die Motivation hinter dem klassischen Ansatz nicht auflösen. Nämlich, dass gewisse Dinge nur parasitär oder sekundär zu etwas anderem zu existieren scheinen.
Ein Loch im Schweizer Käse wirkt nun mal intuitiv weniger real, denn wenn der Käse weg ist, ist auch das Loch weg (aber nicht umgekehrt). Ich denke, man muss diese vor-theoretische Intuition ernst nehmen. Nicht in der alten schwarz-weiß-Manier, aber zumindest an irgendeinem Punkt muss dazu was gesagt werden.
Da kann man tausendmal in Großbuchstaben "UND ES GIBT KEINE ABSTUFUNGEN DER EXISTENZ" schreiben. Existenz ist in gewissen Sinnfeldern einfach verdammt langweilig. Und dazu gehört als Nr. 1 das Sinnfeld einer fiktionalen Geschichte.
Naja, in dem Videospiel Demon's Souls, 2020, gibt's einen verschlossenen Raum. Und alle Spieler suchten erstmal verzweifelt nach dem Schlüssel. Das war das große Geheimnis. Sie zweifelten schon daran, dass der Schlüssel überhaupt existiert.
Aber nach zwei Wochen fand doch jemand heraus, dass er tatsächlich über eine extrem komplizierte Methode an den Schlüssel herankommen konnte. Er schloss den Raum auf und fand darin eine einzigartige Rüstung.
Wenn ich das nun erzähle, dann verwende ich selbstverständlich "sein", "existieren", "tatsächlich" bzgl. dieses legendären Schlüssels (sonst würde ich wahnsinnig werden).
Ich denke, ich sehe aber einen Unterschied zwischen Objekten in Videospielen und fiktionalen Entitäten, da bei ersteren eine sehr enge, ja engste Verbindungen zu mir (dem Spieler) und der virtuellen Welt (Schlüssel schließt die Tür auf) hergestellt wird.
Bei einem fiktionalen Charakter wie Harry Potter ist das nicht der Fall. Also eine unglaublich langweilige Existenzform.

Am Ende ist Demon's Souls natürlich nur ein Spiel auf einem physischen Gerät, der PS5. Eine virtuelle Welt, die parasitär abhängig von unserer äußeren Welt existiert. Aber das ist nicht mal das entscheidende. Sondern dass alle virtuellen Welten in ihrer Informationsdichte extrem massiv hinter der äußersten uns bekannten zurückstehen.
"Sind die res extensae real oder Vorstellung?" ist eine sehr dumme, unsinnige Hiob-Frage. Sie sind halt pragmatisch verdammt real. Aber was die interessanten philosophischen Fragen angeht, also Gott und Seele, macht's keinen Unterschied ob unsere Welt noch in einer anderen verschachtelt ist. Es ist auch entgegen Hiob's Behauptungen für die Naturwissenschaft 100% irrelevant.
Daran glaube ich keine Sekunde. Belege?
Sehe ich nicht so. Üblicherweise steckt hinter "Ich glaube an die Idee <x>" nicht bloß ein Glaube, dass die Idee in mindestens einem menschlichen Geist gedacht werden kann. Das wäre praktisch selbst-beweisend, denn zumindest ich habe in dem Moment als ich den Gedanken ausformulierte an die Idee gedacht.An eine Idee zu glauben ist exakt so real wie an ein physisch in der Raumzeit existierendes Objekt zu glauben. Es geht in diesem Falle um den Glauben: nicht woran geglaubt wird.
"Ich glaube an die Idee <x>" bedeutet doch, dass <x> Idealbild ist oder verwirklicht werden sollte. So wie in "Ich glaube an die Idee der europäischen Einigung".
Seine Ansichten sind meinen diametral entgegen gesetzt. Ich denke nicht, dass er ein Idiot ist. Er kann ein guter Philosoph sein, wenn er will. Leider kommt ihm sein Charakter in die Quere.Daniel Dennett ist zwar ein analytischer Philosoph, aber ich halte ihn dennoch für einen Trottel.
Er schreibt ein ganzes Buch darüber, warum es eine suggestive Selbsttäuschung sein soll (intuition pump), den hervorragenden Geschmack eines Weines zu genießen. Er versucht im Ernst nachzuweisen, was wir schmecken oder allgemein für qualitative Empfindungen haben (Qualia), ist nichts außer einer merkwürdigen Einbildung. Bei aller Liebe: der Mann ist ein Idiot! Ein Orgasmus mag eine neuronal und physikalisch interessante und aufschlüsselbare Angelegenheit sein: aber am Ende interessiert mich doch nicht, welche Nervenfasern und Neuronen in meinem Gehirn wie messbar stark gefeuert haben (das haben sie ganz sicher und war die materielle Grundlage meines Empfindens), aber das Maßgebliche ist am Ende die qualitative Empfindung, die in Abrede zu stellen ich mir bitteschön verbitte!
Er ist ziemlich sophistisch und aalglatt. Und wichtigtuerisch, herablassend.
Wirklich klar hat er meines Wissens nie gesagt, dass qualitative Empfindungen eine Illusion sind. So transparent würde er Schwachpunkte in seiner Philosophie eher nicht darlegen. Ok, vielleicht ist es ihm mal rausgerutscht. Generell eiert er zwischen Funktionalismus und eliminativem Materialismus herum.