Paul hat geschrieben: ↑Mo 8. Mai 2023, 11:42ich bin nicht auf die drei-welten-lehre eingegangen, weil sie zu einem anderen sinnfeld gehört, ontologie...worüber wir hier labern ist epistemologie
Ja dann schau halt einfach mal bei Wiki rein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Erkenntni ... etadiskurs
Ob man träumt oder wacht, ist eines der ältesten dieser Probleme. Spannend sind die fundamentalen Antworten – etwa die des Solipsismus (von lateinisch solus ipse „selbst allein“), nach der alles, was man für Wahrnehmung erachtet, sich nur im Bewusstsein abspielt, ein einziger Traum ist, und es unbeweisbar und daher unentschieden ist, ob es außer diesem Bewusstsein etwas gibt.
Das ist ein Weltbild auf Basis einer Existenzerfindung ("Bewusstsein/Ich existiert").
Dieses Zeugs startet mit Ontologie.
Im Thread hier wird auch oft auf Ontologie hingewiesen, wodurch dein Einwand nicht nachvollziehbar ist.
Ist "Bewusstsein existiert" durch eine Tatsache begründet?
-> Nö
Die einfache Unterscheidung zwischen Tatsache und Weltbild bringt dieses philosophische Kartenhaus ins Schwanken.
Einstürzen kann es bei mir nicht, weil ich solche Ideen gar nicht erst aufstelle.
Aus meiner Sicht hat Philosophie hier das schlichte Problem der "Geist"-Tradition.
Man bekommt diese Erfindung nicht mehr aus dieser Disziplin heraus.
In allen Überlegungen steckt eine Differenzierung zwischen dem Beobachter und der Welt drin (
Subjekt-Objekt-Spaltung).
Der Beobachter ist dabei nicht einfach nur ein anderes Objekt der Welt, das einen Weltausschnitt vor sich hat, sondern er ist grundsätzlich nicht Teil der Welt.
Das ist eine Entscheidung (eine Fiktion), auf deren Basis die erstaunlichsten Ontologien erfunden wurden/werden.
(hier weitere Infos zur
Sobjekt-Objekt-Spaltung)
Hier ein Text, der einen grob fahrlässigen Umgang aufzeigt:
https://socio.ch/sim/hauptprobleme/hdp_3.htm
Wenn man eine Grundtatsache sucht, die als die allgemeinste Voraussetzung aller Erfahrung und aller Praxis, aller Spekulation des Denkens und aller Lust und Qual des Erlebens gelten könnte, so wäre sie vielleicht so zu formulieren: Ich und die Welt.
Hier wird, vermutlich auf Basis der philosophischen Tradition, ausgeblendet, dass die Überzeugung "Ich und die Welt"
nicht das vollständige Bild darstellt, sondern eine üble Verkürzung ist.
Tatsächlich ist der Mensch aber der Überzeugung "Ich bin Teil der Welt und handle in der Welt".
Das Beobachten der Welt, also "das Gegenüber", geschieht für einen Menschen über ein "Dazugehören".
Die vom Philosophen behauptete Tatsache ist also nicht korrekt (wobei man durch den Simmel-Text sogar den Eindruck gewinnt, er ist auf "seine Tatsache" in besonderer Weise stolz).
Ich habe den Text ansonsten nur überflogen und festgestellt, dass ein Lesen sehr schwer ist, wenn man bereits ganz vorne den Fehler entdeckt hat.
"Simmel" scheint hier einige Philosophen und ihre Entwürfe vorzustellen - die christliche Religion wird auch mitbehandelt.
Aus meiner Sicht ist es also offensichtlich, dass eine grundlegende ontologische Erfindung am Anfang solcher philosophischen Überlegungen zu "was kann ich wissen" steht.