Ich mag das Hiob'sche Wort "Setzungen" nicht. Das hört sich wie ein vom Himmel gefallenes Dogma an und suggeriert: "Da muss was obskures, unbegründetes ganz am Anfang stehen, bevor es überhaupt losgehen kann (mit der Forschung, mit dem Beweisen, mit dem Denken, ...). Etwas, an dem auch keine Kritik möglich ist".Paul hat geschrieben: ↑Do 1. Jun 2023, 21:40 ich habe nicht behauptet, dass man nichts feststellen kann und schon gar nicht, dass alles gesetzt werden muss
axiome, prämissen stellt man nicht fest sondern setzt sie
der glaube, dass naturgesetze immer und überall gleich sind ist auch eine setzung
kennst du hilbert? hilbert hat die mathematiker aufgerufen zu beweisen, dass sich die mathematik aus sich selbst heraus als widerspruchsfrei konstituieren kann, etwas ähnliches versuchst du...gödel hat gezeigt, dass es nicht geht
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hilbertprogramm
Der Impetus hinter solchen Formulierungen ist doch, allerlei Schwachsinn, solange er nur stringent auf Schwachsinn aufbaut, einen Schein intellektueller Redlichkeit zu verleihen. Philosophia ancilla stultitiae.
Die Peano-Axiome der natürlichen Zahlen stammen aus dem Jahre 1889 - komplexe Zahlentheorie betrieben wurde schon vorher, und gerechnet sowieso. Im formalen System erscheinen diese Axiome meinetwegen als Setzungen. Aber im menschlichen Denken waren sie doch Resultate jahrtausendelanger Beschäftigung mit den Zahlen. Denn sowas wie das Induktionsaxiom in eine streng logische Form zu bringen, ist gar nicht so einfach.
Aber einfachere Axiome, wie das Kommutativgesetz der Multiplikation, also a ⋅ b = b ⋅ a , kommen nun schon in der Schule vor. Wenn sie ein Schüler nicht begreift, soll dann der Lehrer antworten: "Das ist eine Setzung, da gibt es gar nichts zu verstehen. Das hast du einfach nur zu akzeptieren!"
Das wäre doch die natürliche Konsequenz von Deiner bzw. Hiob's "Philosophie"?
Ich dagegen denke: zwar werden es die meisten Lehrer aus Bequemlichkeit und Unfähigkeit so machen. Aber ein guter, motivierter Lehrer wird dieses Axiom begründen, indem er der rationalen Einsicht auf die Sprünge hilft.
Was wir uns bei dem Axiom denken, ist doch, dass Reihen und Spalten bei regelmäßigen, flächenhaften Rastern 🙾🙾🙾 um 90° gedreht, sich bloß vertauschen. Das Raster bleibt mit all seinen Stücken aber das Gleiche.
Also nehmen wir eine Tafel Schokolade. Ich halte sie queer, dann sind das a Reihen mit jeweils b Stücken. Also a ⋅ b Stücke. Ich halte sie senkrecht: Das sind b Reihen mit jeweils a Stücken. Also b ⋅ a Stücke. Q. E. D. (natürlich nicht im formalen mathematischen Sinne!).