Hiob hat geschrieben: ↑Fr 19. Jan 2024, 23:36Du vergisst das AT, dessen Linie auf das NT hinweist, wobei offen bleibt, ob hier die Juden oder die Christen recht haben.
Diese "Linien" sind eher sehr grobmotorische Fortsetzungen.
Die Bereitschaft der Gläubigen ermöglicht es, durch rein oberflächliche Andeutungen alles hineininterpretieren zu lassen.
Schau dir mal das "Star Wars Universum" an, das unterschiedliche Autoren kreiiert haben - überall "Linien".
Der jüdische Aufstand im ersten Jahrhundert ist an sich bereits eine "Linie" im AT.
=> Mit den Text-Linien kann man rein gar nichts begründen.
Hiob hat geschrieben: ↑Fr 19. Jan 2024, 23:36Auf jedem Fall verstehen geistig gebildete Juden sehr gut, warum das Christentum so ist, wie es ist. Die Juden haben zwar eine andere Meinung dazu, die aber nah genug ist, um in Sichtweite zum Christentum zu sein. Nebenbei: Auch die Moslems sind abrahamitisch geprägt.
Mit der Haltung von Gläubigen kannst du nicht Inhalt begründen.
Hiob hat geschrieben: ↑Fr 19. Jan 2024, 23:36Sind die alle Opfer eines Irrtums?
Nicht "Irrtum", sondern sie sind Opfer ihrer Fiktion.
Selbst hier im Forum kommt immer wieder dieses "Trennen der Geister" zur Sprache.
Das ist der Anspruch, dass Glaubens-Ansichten (Ideen) eine übergeordnete Korrektheit erreichen, nur weil ein Mensch sie hat.
Du kennst den Begriff "heiliger Geist". So erklärt man sich dabei den Hintergrund ihrer Ideen-Annahme.
Versetz dich damit mal in die Niederlage des jüdischen Krieges. Tempel verloren, "heiliges Land" verloren, "Gott hat seinem Volk nicht geholfen", d.h. religiöse Überzeugung kommt ins Wanken.
Versetz dich in einen Gläubigen, der bereit war, die grössten Folterungen auszuhalten, ohne von seinem Glauben abzuweichen, nur damit "Gott rettet/hilft" (was übrigens als Bedeutung des Namens "Jesus" angesehen wird).
Es ist vollkommen naheliegend, dass solche Leute über ihre Situation nachgedacht und nach einem Ausweg/Erklärung In Bezug auf den Totalverlust, gesucht haben.
Man musste damals kein Genie sein, um zu erkennen, dass all das religiöse Vorgehen "falsch" gewesen sein musste, denn der "Gott" hat sich ja nicht gerührt.
Irgendwann fragt man sich: "wenn das alles flasch war, was wäre dann richtig gewesen?".
Der "Ausweg" (die Ausweg-Idee) wird dann so entworfen, dass die Alternative, der "ideale Messias", erzählend in das angedeutete damalige Geschehen eingesetzt wird und sich als der "richtige Weg" verbreitet.
Um den "richtigen Weg" wurde aber auch heftig gestritten - was bekannt sein dürfte.
Es gibt abweichende "Evangelien"-Texte, es gibt aber auch grundsätzlich andere Ansätze, wie z.B. die Gnosis (in der Gesamtheit wohl ein sehr grosser Gegenspieler der frühen Kirche)
Unterm Strich kann man sagen: es kam in der Zeit nach dem Krieg zu einem heftigen Deutungstreiben (lange vor "Konstantin")
Da für dich das "Trennen der Geister" kein Irrtum sein dürfte, wirst du derartige Vorgänge auch kaum als Irrtum einstufen können.
Die nachträgliche Neuinterpretation, sozusagen das Ersetzen der tatsächlichen Geschichte, ist in Gläubigen-Kreisen kein Trick, sondern ein legitimes Mittel zum Entwerfen eines Glaubenstextes.
Hiob hat geschrieben: ↑Fr 19. Jan 2024, 23:36Ne, das ist tatsächlich eine Antwort. Es gibt Fragen, die man sich nicht einbilden darf, anthropozentrisch lösen zu können.
Nein, keine Chance.
Wenn du den Anspruch erhebst, eine Antwort an eine andere Person weitergeben zu können, dann nur mit Inhalt.
Du hast ja auch die Möglichkeit, zu sagen, dass du keine Antwort geben kannst und in deinem Weltbild davon ausgehst, dass es schon irgendeine Antwort geben müsste.
So etwas ist aber in der "religiösen Elite" nicht üblich, denn dort gibt man sich gerne als "wissend" (obwohl rein gar nichts vorhanden ist).
Hiob hat geschrieben: ↑Fr 19. Jan 2024, 23:36Habe ich mir auch lange überlegt. Die Antwort lautet möglicherweise: Wenn etwas fix und fertig als wahr dargeboten werden und jedem wäre klar, dass es so ist, würde genau das vereitelt werden, was eigentlich gewollt wird: Eigene geistige Entwicklung.
Da hast du aber das Problem, dass die behauptete Aktion, einen ganzen Menschen (samt Lebenszeit) zu präsentierten, ihn lehren, ihn (zur Bestätigung!) Wunder vollbringen, ihn Folter aushalten, ihn hinrichten, ihn auferstehen zu lassen, weitaus aufwendiger und konkreter ist, als eine direkte Aussage.
Die einzige vorliegende Motivation für dieses Ungleichgewicht steckt in den damaligen Gläubigen, die sich ihre Kriegs-Verlust-Situation erklären mussten.
Die Tatsache des Unterganges müssen sie verarbeiten, da führt kein Weg daran vorbei.
Sie müssen den Untergang des Messias-Themas im Sinne ihrer Religion als "Gott gewollt" einordnen, um eine Zukunftsperspektive für ihre Ansichten zu haben.
Vor diesem Hintergrund können sie den "idealen Messias" nicht sagen lassen "klar, an den Kaiser muss man Steuern zahlen".
Auf der anderen Seite können sie ihn nicht sagen lassen "an den Kaiser sind keine Steuern zu zahlen", denn das führte zum Krieg und zum Untergang, ist also eine Haltung ohne Perspektive.
Um den "idealen Messias" nicht ins Wanken zu bringen, kommt das Steuern-Zahlen zwar zur Sprache, aber es wird nicht wirklich behandelt.
Manche Theologen "erklären" es mit "Jesus war nicht an Politik interessiert"
Hiob hat geschrieben: ↑Fr 19. Jan 2024, 23:36Und das, was Du nach Deiner Manier als "Tatsachen" bezeichnest, ist NICHT Ergebnis von ideologie? Im Grunde sagst Du: Alles, was nicht mein Verständnis von "Tatsache" annimmt, ist Ideologie. Dieser Dein Anspruch ist selbst aber ein Paradebeispiel für Ideologie.
Realität ist keine Ideologie.
Realität ist noch nicht einmal Weltbild.
Realität ist keine Annahme, kein Erklärungsversuch.
Für Realität gilt:
Tatsachen zeichnen sich durch den wahrnehmungsunabhängigen Zwang zur alternativlosen Reaktion aus (Beispiel: versuch durch einen Tisch zu gehen).