Philippus hat geschrieben: ↑Sa 30. Nov 2024, 21:39
Da ist was dran, der Spruch vom Sloterdijk, wir leben heute in einer Welt, wo man sich wundern muss dass überhaupt noch welche arbeiten, wo das Bürgergeld permanent erhöht wird, mehr als der Mindestlohn und man gut und bequem das ganze Leben lang bestehen kann, ohne irgendeine Arbeit anzunehmen.
Der Text ist von 2009. Als der Text verfasst wurde, war an Mindestlohn oder immer höheren Regelsätzen beim ALG II nicht zu denken. Seitdem hatte CDU dominierte Regierung unter Merkel verschiedene Klatschen vom Bundesverfassungsgericht bekommen. Die letzte große Klatsche kam im November 2019. Das hatte zur Folge, dass später unter der Ampel das ALG II / Hartz-IV in das Bürgergeld umgeändert wurde. Die Änderungen waren notwendig und haben nichts mit der Großzügigkeit der Regierung zu tun. Die GroKo hatte die Änderungen verschleppt und "glücklicherweise" kam ihr Corona dazwischen.
Sloterdijk meint mit den Fleißigen, die er Produktive nennt, nicht die arme alleinerziehende Aldi-Verkäuferin oder Pflegekraft, sondern jene Unternehmen und Unternehmer, die einen hohen finanziellen Output haben, unabhängig von Charakter oder Nachhaltigkeit der angebotenen Produkte oder Dienstleistungen. Was auf dem Markt erfolgreich ist, kann nicht falsch sein, so die Devise. Mit seiner Kategorie von Produktivität macht er ja nicht nur deutlich, dass und welche Besteuerung er für Diebstahl hält, sondern er offenbart gleichzeitig, dass er sogar Löhne prinzipell für eine Störlast für die Produktiven hält, wenn sie über das bloße für die Reproduktion der Arbeitskraft erforderliche Existenzminimum hinausgehen.
Dass immer mehr, und vor allem die Generation Z, immer weniger Bock auf Arbeit haben, sofern das überhaupt stimmt, würde mich nicht wundern. Ich fände es sogar gut wenn mehr Leute offen gegen die hiesige Organsisation unserer Arbeitswelt protestieren würden. Miserable Löhne und Arbeitszeiten, diktatorische Hierarchie statt Demokratie am Arbeitsplatz, mangelnde Nachhaltigkeit, Shareholder-Value. Leider scheint ein ostentatives Bekenntnis zur anspruchlosloen Arbeitsbereitschaft aber tatsächlich noch mehr en vogue zu sein als eine Kritik an dem ganzen jämmerlichen Theater. Vielleicht ist die praktische Arbeitsverweigerung, sofern es sie in nennenswertem Maße denn gibt, ja eine Abstimmung mit den Füßen. Ich hoffe wenigstens das.
Unser Demografie Problem hat man wohl gehofft, durch die rein zufälligen kriegerischen Konflikte in der Welt, hauptsächlich in Syrien und in der Ukraine, in den Griff zu kriegen. Wenn schon Krieg, dann machen wir doch das Beste draus ? Leider klappt das nur nicht mit den Fachkräften, weil entweder sind die gar keine, oder man verschleppt mal die Anerkennung ihrer Qualifikationen. Macht ja nix, der Niedriglohnsektor sucht immer neue Saftschuppser, Brötchenwender oder Packesel.
Dass das Bürgergeld höher als der Mindestlohn sein soll, ist ja keine sinnvolle Aussage, da sich das eine mit dem anderen kaum vergleichen lässt. Bürgergeld meint ein monatliches Einkommen. Mindestlohn ist Stundenlohn. Wenn einem Unternehmer der Mindestlohn zu hoch ist, dann reduziert er einfach die monatliche oder wöchentliche Stundenzahl und zum Ausgleich fordert er mindestens die doppelte Arbeitsleistung. Wer das nicht packt, der geht halt. Der nächste hörige Depp steht ja schon bereit. Glaubt man...