Claymore hat geschrieben: ↑Sa 4. Dez 2021, 20:26
Aus deiner Konzeption davon resultiert jedoch der Skeptizismus.
Gut möglich. - Klar - wenn man das Sein über die Wahrnehmung stellt, ist dies ein Skeptizismus gegen überder Wahrnehmung. Aber einen Stock höher, beim Ontischen, ist es eben das Gegenteil von Skeptizismus.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 4. Dez 2021, 20:26
Was ist denn zeitlos, unveränderlich? Platonische “Ideen”?
Das, was ontisch über der Zeit ist.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 4. Dez 2021, 20:26
Alles konkrete scheint dem ewigen Wandel unterworfen zu sein. Auch wenn wir wohl beide an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele glauben, so glauben wir doch nicht an die absolute Unveränderlichkeit des menschliche Ichs, oder?
Kommt auf die Ebene an. Psychologisch ändert sich ständig was - physisch auch. - Die Frage ist, ob sich ontisch was ändert. Mit anderen Worten: Ist und bleibt das Ich in seiner Substanz "der Claymore" - egal wie er sich ändert.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 4. Dez 2021, 20:26
Doch, da unsere Erinnerungen eben nicht mit Zeitstempeln versehen sind. Wir ordnen sie zeitlich über die Zusammenhänge der Außenwelt ein. Erst dadurch kommen wir zu einem Ich, von dem wir schließen können, dass es in der Zeit existiert.
Aber das gilt doch nur für dieses System und beantwortet nicht die Frage nach der individuellen Substanz des Ich ("Ich kenne Dich mit Deinem Namen").
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 4. Dez 2021, 20:26
Sondern, dass aus dem Cogito nicht mal folgt, dass es ein substantielles Ich gibt. Stattdessen bloß “da ist Denken”.
Das, was da denkt, nennt man per Definition "Ich". Wobei hier geistliches Denken meint (nicht, dass man auf die Idee kommt, dass algorithmisches Abspulen dasselbe wäre wie geistliches Denken)
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 4. Dez 2021, 20:26
Wenn es nur überhaupt irgendwelche verständlichen und konsistenten Definition von “Sein” geben würde!
Genau das ist nicht der Fall. Alle Definitionsversuche à la “Sein = Nicht-Nicht-Sein” mündeten in Inkonsistenz.
Jetzt sind wir wieder im Sprach-Kreiseln. Man kann BEgriffe so definieren, dass Dein Ansatz richtig ist. Aber stell Dir mal vor, was Gott sich dabei denkt, wenn er Dich dabei beobachtet. --- Meinerseits versuche ich gar nicht, die Trennung von "was ist" und "was nehme ich wahr" (sinnlich oder wissenschaftlich) systematisch zu erklären - einfach weil ich weiß, dass dies substantiell nichts bringt. Das bleibt alles auf der Ebene des System-Denkens stecken - also sub-substantiell.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 4. Dez 2021, 20:26
D. h. eine “Erste Philosophie” kann nicht (wie die Cartesische) die Frage des Fremdpsychischen ignorieren. Tatsächlich ist dies doch die zentrale Frage. Und nicht ob man sich ob man sich die “materiellen Dinge” “einbildet”.
Denn keiner weiß, was in diesem metaphysischen Sinne “materiell” oder “einbilden” überhaupt bedeuten soll.
Ich komme jetzt mal von einer ganz anderen Seite: Wenn man (wie ich) Sprache und Begriffe nur als Hilfsmittel versteht, um Sinn zu chiffrieren ("chiffrieren" deshalb, weil Sprache nicht das selbe ist wie Sinn selbst - denke nur an das Bild von Magritte "Ceci n'est pas une pipe"), sind Definitionen und Sprachsysteme lediglich Hilfsmittel und nicht Inhalt. - Andersrum: Ich habe Descartes in seiner Tiefe sofort verstanden, auch wenn man ihm Widersprüche nachweisen kann. - Das gilt übrigens auch für Literatur: Man muss bspw. Shakespeare ein Stück weit geistlich erfassen, um ihn verstehen zu können. Auch bei Shakespeare gibt es Widersprüche - aber das ist egal, weil einem die Substanz vor Augen steht wie eine Wand, wenn man dafür Augen hat.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 4. Dez 2021, 20:26
Der Fehler ist, dass du es als denknotwendig darstellst, dass wir Menschen unverbesserliche Dogmatiker sein müssen.
Im Gegenteil: Dogmatismus sensu Gesellschaft (katholische Dogmatik ist was ganz anderes) ist heute gerade in der "aufgeklärten" Szene zutiefst verankert - nimm einfach mal Begriffe wie Political Correctness, Gendering, Cancel Culture. - Genau dagegen gehe ich doch an.
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 4. Dez 2021, 20:26
Das stimmt aber nur für deine erdachte Figur “Descartes”. Der echte, historische Descartes hat nichts als Glaubenssatz gesetzt.
Meinst Du, dass der "wohlwollende Gott", der die Basis für seine intellektuellen Ausführungen ist, KEIN Glaubenssatz ist?
Claymore hat geschrieben: ↑Sa 4. Dez 2021, 20:26
Und warum man Grundlagen nur “ahnen/hoffen/glauben” können, aber darauf aufbauende Inferenz (d. h. Schlussfolgerungen) unproblematisch sein soll, steht in den Sternen!
Wenn es systemische Grundlagen sind, stimmt das natürlich nicht - schließlich macht man diese selber. - Meine Aussage galt nur den letztlichen Grundlagen.