Hiob hat geschrieben: ↑Mo 2. Jan 2023, 01:15
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 2. Jan 2023, 00:53
Warum gilt das für die vierte Möglichkeit, für die du dich entschieden hast, also:
"Prämissen werden skeptisch hinterfragt, Schlussregeln (+ deren Anwendung) unskeptisch akzeptiert"
denn NICHT?
Gilt da genauso. Habe mich vorher nur auf 1,2,3 konzentriert.
Ja, und das ist ein zentrales Problem an deiner Theorie. Du präferierst völlig grundlos Punkt 4.
Claymore hat geschrieben: ↑Mo 2. Jan 2023, 00:53
Einige Beispiele aus einem bestimmten Kontext, wie Himmelskörper in unserem Sonnensystem, reichen doch nicht um zu einem völlig allgemeinen, kontextfreien Sein bzw. "was der Fall ist" zu generalisieren.
Warum? Ergänze Sonnensystem mit Apfeltasche, Grünkern, Klavier, Unterhose, etc. Wahrscheinlich kann man hier sogar eine unendliche Reihe bilden.
Wie als würde sich Trump als Philosoph versuchen...
Der Kontext ist natürlich der der zusammenhängenden materiellen Objekte (als erste Unterscheidung). In dem Kontext existieren Unterhosen aber nicht Bikinis.
Zum Begriff "kontextfrei": Eine Unterhose ist auch dann Entität, wenn man sie als Geschirrtuch verwendet. Versuche mal zu denken, dass jegliche für uns erkennbare Erscheinung ein Produkt aus dem Geist ist. Insofern ist Geist allerletztlich die einzige Form von Entität.
Wie schon 1000x erklärt: "Das, was der Fall ist" kann man auf zwei Arten verstehen.
Und der unsinnige Ansatz ist eine "Apfeltasche an sich" zu postulieren.
Genauso ist "wahr ist ein Modell, wenn es dem entspricht, was der Fall ist" einfach zu kurz gedacht.
Denn es braucht ein Modell-2, um überhaupt "was der Fall ist" als Konzept verstehen zu können.
Also haben wir nicht:
Modell ⇔ Sein, sondern
Modell ⇔ Modell-2 ⇔ Wahrnehmungen.
Modell-2 ist nur pragmatisch gerechtfertigt, und dies enthält die Kontextebenen, da finden die Konzeptionalisierung von Sein oder Nichts statt.
Bei deinem 1000× wiederholten Beispiel der Vulkane auf dem fremden Planeten ist das wesentliche schon gelaufen. Wir haben unsere Wahrnehmung bereits konzeptionalisiert und ein Verständnis von "Sein", "Nichts", "was wirklich™ was der Fall ist" entwickelt.
Du gehst nun hin, verwechselst Modell-2 mit der Realität und unterstellst jedem Anthropozentrismus oder gar Solispismus, der diesen deinen Ansatz nicht teilt.
Wir haben doch eine Vorstellung von uns selbst, und solange wir nicht daran glauben, dass alle Informationen aus uns selbst heraus sprudeln, sind wir keine Solipsisten. An ein absolutes Sein müssen wir dennoch nicht glauben. Das ist wieder eines deiner falschen Dilemmas. Tatsächlich ist das "absolute Sein" ein Konzept in Modell-2, das erst spät entwickelt wurde.
Zeigt schon die Philosophiegeschichte (auch zum 1000sten ×):
Wikipedia: Madhyamaka hat geschrieben:Die Welt und ihre Erscheinungen sind nicht, da sie immer nur aus verursachenden und selbst wesenlosen Bedingungen (pratītyasamutpādaḥ) oder Voraussetzungen hervorgehen und folglich kein eigenständiges Sein in sich tragen. Die Dinge sind ohne Eigennatur (ohne inhärente Existenz) (svabhāvatā); sie sind letztlich leer (śūnya). Die Leere (śūnyatā) ist aber kein Nichts, denn ein angenommenes Nichts wäre ja auch ein Etwas und somit als ein Sein zu qualifizieren. Somit gibt es weder Sein noch Nichtsein, sondern nur die allen Phänomenen zugrunde liegende Leerheit.
Deine Fixierung auf das "absolute Sein" als Urgrund, "Eiche an der sich die Schweine kratzen", einziger Vergleichmaßstab, scheint mir verdammt kulturell bedingt...
Natürlich kann man sich auf den Standpunkt stellen, dass die asiatischen Philosophen, die die absolute Leere als Urgrund ansahen, "offensichtlich" falsch lagen. Aber naja, kannst du diese Hybris aufbringen?