Ziska hat geschrieben: ↑Fr 8. Aug 2025, 13:04
Aus deinen Antworten habe ich schon viel gelernt, soweit sie natürlich biblisch begründet sind.
Freut mich, aber hier ist nicht Theologie nötig, sondern präzise historische Forschung. Sie hat mehr oder weniger nur Theorien anzubieten. Die bekannteste ist die 2-Quellentheorie ergänzt mit einer für mich ominösen Logienquelle "Q". Das ist so gut wie nichts, was ernsthaft historische Relevanz hat, d.h es ist reine Spekualtion.
Zur Datierung einer Schrift muss weiters beachtet werden, dass es einen Unterschied macht zwischen der Abfassung einer Schrift und wann sie in den allgemeinen Umlauf kommt. D.h. was immer es an Schriften über die Evangelien gegeben haben könnte, ein Paulus muss davon keine Kenntnis gehabt haben. Wozu auch, er konzentrierte sich nicht auf neues Schrifttum, sondern auf seine Mission und verfasste dazu seine eigenen Briefe.
Ich setze mehr auf den innerbiblischen Kontext und nenne es innerbiblische Exegtese. D.h. ich untersuche, was sich innerhalb der Schriften eruieren lässt, was man über neu entstehende Schriften gewusst hatte. Konkret tauchen sie erst gegen Ende des 2. Jh gesammelt auf, sodass daran ein Prozess der Kanonisierung ersichtlich wird.
Wer immer das veranlasst hat, wissen wir nicht, aber wir können Gott für diese Arbeit dankbar sein. Die ersten Versuche einer Kanonisierung kann man anhand der Bibliothek der Altväter studieren, aber es sind kaum relevante Werke.
Innerbilbisch eruiert kann man sagen, dass Paulus Briefe sicher das erste Schrifttum war, da es unnmittelbar mit seiner Mission zu tun und er die Gemeinden direkt angeschrieben hatte. Er sorgte auch dafür, dass die Briefe in den Umlauf kommen. Dazu ein Hinweis:
Kol 4,16 hat geschrieben: Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so macht, dass er auch in der Versammlung der Laodizeer gelesen werde und dass auch ihr den aus Laodizea lest.
Was die Evangelien betrifft, so bin ich heute der Auffassung, dass das Lk-Ev zuerst entstanden ist, sodass ich die sog 2-Quellen-Theorie mehr oder weniger küble, als sie sich in theoretischen Textkritik-Aspekten verfängt. Das hat für mich nicht wirklich Lack. Hingegen lesen wir in der Einleitung zum Lk.-Ev:
Lk 1,1-3 hat geschrieben: Da es ja viele unternommen haben, eine Erzählung von den Dingen zu verfassen, die unter uns völlig geglaubt werden, so wie es uns die überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind, hat es auch mir gut geschienen, der ich allem von Anfang an genau gefolgt bin, es dir, vortrefflichster Theophilus, der Reihe nach zu schreiben.
Versuche einen Bericht abzufassen gab es also schon viele, aber was davon war zuverlässig oder das Mt-Ev oder das Mk-Ev? Hätte Lukas davon Kenntnis gehabt, so hätte es hier seinen Niederschlag nehmen müssen. Diese einfache innerbliche Exegese bestätigt damit das Lk-Ev als erste authentische Niederschrift über das Leben Jesu.
Aber sie kam nicht sofort in Umlauf, da sie zuerst nur an eine Person adressiert war. Paulus und Lukas kannten sich gem. Zeugnissen der Schrift. Somit konnte Paulus auch über das Bemühen Lukas gewusst haben, dass er sich um eine Biographie Jesu bemüht, was sich auch innerbiblisch zeigen lässt. Aber es gab m.E. kein Mt-Ev oder Mk-Ev. Hier versagt die 2-Quellen Theorie anhand einfacher innerbiblischer Exegese.