Was ist Theologie?

Rund um Bibel und Glaube
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Sunbeam
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Sunbeam »

Hiob hat geschrieben: Sa 4. Jul 2020, 10:39
Sunbeam hat geschrieben: Fr 3. Jul 2020, 15:52 ein wirklich religiöser Mensch, ein Mensch Gottes in der sozusagen Nachfolge, der hat ein unerschütterliches Vertrauen in eine vorgegebene, göttliche Ordnung der Welt und in den unbedingten, unverlierbaren Sinn unseres endlichen, begrenzten Daseins
Schöne Definition. - Aber geht es bei "Sinn" nicht um "Wirklichkeit"?
Um SInn wohl noch weniger als um Wirklichkeit, denn der Sinn einer Laborratte mit Blick auf den Futterhebel ist wohl ein völlig anderer, als der Versuchsleiter zu meinen meint, denn das drücken des Futterhebels aktiviert nach Meinung der Laborratte den Wissenschaftler, ebenso wie umgekehrt.

Letztendlich sind Wirklichkeit, Sinn und Realität instabile Begriffe, deren Definition immer wieder nur Konfusionen erzeugt. oder in neuen Paradoxien endet.

Die Wirklichkeit, oder Realität, oder gar der Sinn eines gläubigen Menschen ist in der Definition immer eine anderer, als die eines Anhängers des Skeptizismus, oder gar eines Atheisten. Und wenn man sich die Diskussionen hier ansieht, wo es um Heilige Geister oder das letzte Buch der Bibel geht, dann ist der religiöse Sinn und die Wirklichkeit selbst unter gläubigen Menschen ein bis zu Unkenntlichkeit geteilter Himmel.
Das Konfliktpotential der Christen scheint in diesem, also religiösen Sinn schier unerschöpflich, und endet in der "Realität" immer in unendlichen Geschichten, in einer von ihnen als solche verstandenen und so begriffenen Wirklichkeit.

Closs denkt, also ist closs Writklichkeit? Stimmt das?
Hiob
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Hiob »

Sunbeam hat geschrieben: Sa 4. Jul 2020, 14:56 Letztendlich sind Wirklichkeit, Sinn und Realität instabile Begriffe, deren Definition immer wieder nur Konfusionen erzeugt. oder in neuen Paradoxien endet.
Aber doch nur deshalb, weil die Definitionen ständig wechseln. - Wenn Ratzinger von "Vernunft" spricht, wenn er etwas ganz anderes als die Philosophie des 20./21. Jh. --- Wie auch immer: All das ändert nichts an - tja, wie soll man das nennen? - der "wirklichen Wirklichkeit" (blödes Wort, aber "Wirklichkeit" wird derart semantisch verhunzt, dass Worte fehlen).
Sunbeam hat geschrieben: Sa 4. Jul 2020, 14:56 Die Wirklichkeit, oder Realität, oder gar der Sinn eines gläubigen Menschen ist in der Definition immer eine anderer, als die eines Anhängers des Skeptizismus, oder gar eines Atheisten.
Genau so. - Aber das ändert doch nichts an dem, was letztlich "ist". --- Der Mensch fährt seine Sprachmanöver und meint, damit das Sein manipulieren zu können. - Letztlich scheitert so etwas.
Sunbeam hat geschrieben: Sa 4. Jul 2020, 14:56 Closs denkt, also ist closs Writklichkeit? Stimmt das?
Der Urtext von Descartes hieß "Cogito, ergo sum". - "Ich, Sunbeam, denke - ich bin". - Es ist also NICHT so gemeint, dass Sunbeams Wirklichkeit erst durchs Cogito entsteht ("ALSO bin ich"). --- Es geht hier nicht um das Schaffen von Wirklichkeit, sondern um das Erkennen von Wirklichkeit.
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Sunbeam
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Sunbeam »

Hiob hat geschrieben: Sa 4. Jul 2020, 20:28
Sunbeam hat geschrieben: Sa 4. Jul 2020, 14:56 Die Wirklichkeit, oder Realität, oder gar der Sinn eines gläubigen Menschen ist in der Definition immer eine anderer, als die eines Anhängers des Skeptizismus, oder gar eines Atheisten.
Genau so. - Aber das ändert doch nichts an dem, was letztlich "ist". --- Der Mensch fährt seine Sprachmanöver und meint, damit das Sein manipulieren zu können. - Letztlich scheitert so etwas.
Womit wir uns im Labyrinth weltanschaulicher Verschlagwortung eingefunden haben, oder in einem der üblichen Endlosthemen zwischen den verschiedensten Weltanschauungen. Denn was letztendlich ist, oder die Definition von Wirklichkeit, darüber gibt es wohl niemals eine allgemein gültige und allgemein anerkannte Definition, kann es wohl auch nicht, denn dazu müsste man hinter die verbotene Tür schauen können.

Letztlich scheitert so etwas.
In Raum und Zeit lebend wohl immer.

In diesem Sinne, dir ein angenehmes Wochenende.

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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Sunbeam hat geschrieben: Fr 3. Jul 2020, 10:28 Hatte Feuerbach mit seiner Projektionstheorie recht, denn Theologie ist für mich nichts anderes als eine Anhäufung von Anthropomorphismen.
Naja, das ist ja auch ne Art Theologie diese These, die versucht das Wesen dessen zu verstehen, was Gott sein soll. Heute fällt das mit Bezug auf diese These eher in den Bereich der Psychologie. Feuerbach meint ja auch Gott als Projektion. Damit hat er auch nicht Unrecht. Sogar die Bibel deutet sowas ja an, auch wenn sie im anderen Jargon spricht. Götzen sind Einbildungen, Hirngespinste, Fantasien, Lügen, Nichtigkeiten, Wahnvorstellungen, Selbstermächtigung usw. Aber es existiert der eine wahre lebendige Schöpfergott.
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Sunbeam
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Sunbeam »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 4. Jul 2020, 22:22
Sunbeam hat geschrieben: Fr 3. Jul 2020, 10:28 Hatte Feuerbach mit seiner Projektionstheorie recht, denn Theologie ist für mich nichts anderes als eine Anhäufung von Anthropomorphismen.
Aber es existiert der eine wahre lebendige Schöpfergott.
Welcher eine wahre Schöpfergott darf es denn nun sein? Der des Allah Akba? Oder der des schəma jisrael adonai elohenu adonai echad? Oder der des Vater unser?

Damit hätten wir die Götter des Monotheismus auch schon beieinander. Wobei es zwischen dem Gott der Katholiken und dem der Evangelen ja schon Unterschiede gibt, und wegen dieser "Meinungsverschiedenheiten" schlug man sich einmal 30 Jahre lang die Köpfe blutig und schnitt sich die Kehlen ab, natürlich in aller Nächstenliebe!
Dann wären dann noch die Gottesbilder der orthodoxen Kirchen, der Zeugen Jehovas, der Sieben Tage Adventisten, der Mormonen und der Hunderte von Denominationen und Sekten des Christentums, und ausnahmslos alle berufen sich auf den einzig wahren Schöpfergott, den nur sie, und nur sie im einzig wahren Glauben vertreten oder anbeten.
Welche Religion ist innerlich noch so zerrissen wie das Christentum.

Du magst darin einen Sinn finden, viele und immer mehr Menschen allerdings nicht.
Maryam
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Maryam »

Sunbeam hat geschrieben: So 5. Jul 2020, 09:07
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Sa 4. Jul 2020, 22:22
Aber es existiert der eine wahre lebendige Schöpfergott.
Welcher eine wahre Schöpfergott darf es denn nun sein? Der des Allah Akba? Oder der des schəma jisrael adonai elohenu adonai echad? Oder der des Vater unser?

Damit hätten wir die Götter des Monotheismus auch schon beieinander. Wobei es zwischen dem Gott der Katholiken und dem der Evangelen ja schon Unterschiede gibt, und wegen dieser "Meinungsverschiedenheiten" schlug man sich einmal 30 Jahre lang die Köpfe blutig und schnitt sich die Kehlen ab, natürlich in aller Nächstenliebe!
Dann wären dann noch die Gottesbilder der orthodoxen Kirchen, der Zeugen Jehovas, der Sieben Tage Adventisten, der Mormonen und der Hunderte von Denominationen und Sekten des Christentums, und ausnahmslos alle berufen sich auf den einzig wahren Schöpfergott, den nur sie, und nur sie im einzig wahren Glauben vertreten oder anbeten.
Welche Religion ist innerlich noch so zerrissen wie das Christentum.

Du magst darin einen Sinn finden, viele und immer mehr Menschen allerdings nicht.
Hi Sunbeam
Aufgrund meiner Erfahrung, basiert viel Zerrissenheit auf falsch übernommenen antichristlichen Glaubensdogmen, die schon über 1700 Jahren dem Evangelium Jesu Christi vom Aufbau Reiches Gottes auf Erden entgegenwirken. Viele die NUR sich als ERLÖSTE glauben, sind oft die eigentlich VERLORENEN.
Die einzig wirklichen Feinde eines Menschen sind seine eigenen negativen Gedanken. - Albert Einstein

Die entstehen oft durch Unerlöstheit von Neid, Eifersucht (nicht selten in der Kindheit entstanden, durch Mangel an Liebe um seinerselbst) Viele Chrsiten die Kirchen und Freikirchen den Rücken kehrten, erkennen, was Erlösung vom Bösen bedeutet.

Hätten die religiösen Machthaber der Verlorenen Schafe des Hauses Israel damals den durch Jesus von Nazareth offenbarten Gottesglauben mit allem drum und dran (Feindesliebe, ohne Diskriminierung Andersgläubigen, Liebe als oberstes allumfassendes Gebot anerkennen) angenommen, statt ihn deswegen zu verfolgen, als Volksverderber töten zu lassen, wie Hohepriester Kaiphas forderte, könnten wir weltweit wohl auf friedlichere menschenfreundlichere Zeiten zurückblicken.

Gott ist Geist,Weisheit also unsichtbar, aber an Genialität klar unübertreffbar (man sieht es in der Natur, wie Weisheitsvoll mal alles so angelegt worden ist,dass Mensch, Tier, Pflanzen sich selbst fortpflanzen können. Ich staune immer wieder über all das was selbsttätig funktionert.

Gott ist Liebe und wirkt durch Menschen, welche intuitiv Nächstenliebe leben, egal welcher oder keiner Religion angehörend. Die ureigenen Stärken zum Wohle von Schwachen einsetzen sollte bei der gesamten Christenheit an 1. Stelle stehen. Denn dann erfüllen sie ihren eigentlichen Lebenssinn, was zu sinnerfülltem, zufriedenen Leben führt. Und wer auf Hilfe angewiesen ist sollte sie auch erhalten.

Die Theologie Jesu Christi ist gesamthaft für mich die Glaubwürdigste und im Bezug auf Verhaltensanweisungen mit dem Buddhismus eher in Harmonie als derjenigen des damaligen Judentums. Jene war längst reformbedürftig.

lg Maryam
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Sunbeam
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Sunbeam »

Maryam hat geschrieben: So 5. Jul 2020, 09:53

Gott ist Liebe und wirkt durch Menschen, welche intuitiv Nächstenliebe leben, egal welcher oder keiner Religion angehörend. Die ureigenen Stärken zum Wohle von Schwachen einsetzen sollte bei der gesamten Christenheit an 1. Stelle stehen. Denn dann erfüllen sie ihren eigentlichen Lebenssinn, was zu sinnerfülltem, zufriedenen Leben führt. Und wer auf Hilfe angewiesen ist sollte sie auch erhalten.

Die Theologie Jesu Christi ist gesamthaft für mich die Glaubwürdigste und im Bezug auf Verhaltensanweisungen mit dem Buddhismus eher in Harmonie als derjenigen des damaligen Judentums. Jene war längst reformbedürftig.
Danke dafür, das du dich mit einer Thematik auseinander setzt, die wohl nun wahrlich nicht so einfach ist, und ich unterstelle dir jetzt einfach einmal die besten Absichten und edelsten Motive.

Aber im Prinzip hätte jeder Moslem, oder jeder gläubige Jude doch ähnlich geantwortet wie du es tatest.
Es gibt wohl zu viele Götter auf dieser Welt die "einzig existent und die einzige Wahrheit" verkörpern, und jeder Anhänger seines Gottes sieht eben seine Religion als allein und einzig wahr an, ein eigentlich doch ganz normaler Vorgang, der allerdings in der Geschichte der Menschheit immer wieder Anlass für blutige und grausame Glaubenskriege war.

Aber entweder gibt es den einzig wahren existenten Gott, oder es gibt keinen, denn weder der Gott der Christen, oder der des Islam, oder der der Juden können als einzig wahre Götter gesehen werden, denn alle diese Götter und auch deren Anhänger beanspruchen dieses - einzig und allein wahrer Gott, nur für sich, in absoluter Deutungshoheit und unnachgiebiger Deutungspacht.

Eine irgendwie wohl paradoxe Angelegenheit die für einen nichtreligiösen Menschen wohl eher aufzulösen ist, als für einen fundamentalistischen Hardliner, hier egal welcher Religion angehörig.
Und dieses: mein Gott ist größer als deiner, ätschi, bätschi, das sollten wir uns als erwachsene und selbstverantwortliche Menschen an dieser Stelle doch wohl ersparen können.
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Hiob »

Sunbeam hat geschrieben: So 5. Jul 2020, 10:25 mein Gott ist größer als deiner, ätschi, bätschi, das sollten wir uns als erwachsene und selbstverantwortliche Menschen an dieser Stelle doch wohl ersparen können.
Die gegenseitige Hochschätzung der Religionen seit dem 20. Jh. zeigt, dass man da zumindestens teilweise inzwischen etwas weiter ist. Aber trotzdem ist die von Dir beschriebene Art ("ätsch") leider noch tief verankert.

Lösbar ist dieses Problem, wenn man sich den Begriff der Heilsgeschichte anschaut (und so tun es die wirklich guten Theologen/Geistlichen). - Dementsprechend ist eine Religion das momentane bzw. kultur-adäquate Abbild der jeweiligen geistlichen Möglichkeiten - einfacher gesagt: Jeder zieht am selben Strang, aber an unterschiedlichen Stellen.

Das wäre die "gute" Interpretation - die "böse" Interpretation ist das militante Vertreten eigener Auffassungen.
Spice
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Spice »

Theologie ist (bzw. sollte es sein), wie jede Wissenschaft, Ordnung, Sinn, Zusammenhang bringen ins Ungeordnete, isoliert Dastehende.
Anthros
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Re: Was ist Theologie?

Beitrag von Anthros »

Spice hat geschrieben: So 5. Jul 2020, 12:10 Theologie ist (bzw. sollte es sein), wie jede Wissenschaft, Ordnung, Sinn, Zusammenhang bringen ins Ungeordnete, isoliert Dastehende.
Theologie ist eine hohe Kunst, die umso mehr gelingt, je mehr das Ego besiegt wird.
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