Michael hat geschrieben: ↑Mi 22. Dez 2021, 06:33
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Di 21. Dez 2021, 12:00
Ich anerkenne immer Paulus Worte, ich anerkenne aber nicht traditionelle Auslegungen seiner Worte. Das ist ein eklatanter Unterschied. Exousia ist eben noch nicht staatliche Obrigkeit.
Deine Auslegungen wiederum sind ständig poltisch. Paulus differenziert dabei nicht. Das ist das Dilemma. Aslans und Abischais sind ebenso politisch, wobei sie die Differenzierung wieder so vornehmen wollen, indem sie das Verhalten der Regierung zum Maßstab setzen.
Meine Aussagen sind dann und deswegen ständig politisch, wenn ich gegen politische Reklamierung von Bibelversen anrede. Ich stelle hier ja meine Antithesen dazu dar.
Michael hat geschrieben: ↑Mi 22. Dez 2021, 06:33
Mehr als darauf hinzuweisen, dass das alles zwei Paar Schuhe sind, indem das Obrigkeitsprinzip Gottes unabhängig von der Struktur, der Art des Gemeinwesens und auch dem Verhalten der Obrigkeit ist, kann ich nicht. Es zeigt sich bereits in der grundlegenden Schöpfungsordnung, indem Gott den Mann zum Haupt der Frau gesetzt hatte, dass also Frauen ihren eigenen Männern untertan sein sollen bzw. Kinder ihre Eltern usw. usw.
Ich stimme dir da einerseits zu, aber anderseits widerspreche ich dir auch. Es ist richtig, dass der Mann als Haupt der Frau erklärt wird. Aber es ist nicht jeder Mann das Haupt jeder Frau und es sind nicht alle Männer Häupter aller Frauen. So ist es : Der Ehemann ist Haupt seiner eigenen Ehefrau und seiner eigenen minderjährigen und unverheirateten Töchter, allerdings auch seiner Söhne. Das hast du ja eben sogar selber geschrieben, aber konsequent einzusehen scheinst du das nicht. Die Freiwilligkeit des formell anerkannten Beziehungsverhältnisses ist dafür die Voraussetzung.
In einer Demokratie kann man so halbwegs noch von Freiwilligkeit sprechen, aber keineswegs in einer Erbmonarchie wie sie zu Paulus Zeiten in Rom herrschte. Auch Petrus, der ähnliche Worte wie in Römer 13 benutzt und wahrscheinlich im Gebiet Mesopotamiens missionierte, hätte sich dann in der parthischen Monarchie befunden.
Wenn man Paulus genau in seinen Worten folgt, dann geht es ihm nicht um Autorität generell, sondern Autorität mit der Eigenschaft uper-eXO. Auch in 1. Petrus 2,13-15 ist es deutlich erkennbar. Es geht nicht um generelle Unterordnung. Es werden hier Bedingungen genannt. Paulus und Petrus machen zur Bedingung, dass die Autoritäten einem Maßstab von Gut und Böse folgen, den sie konsequent umzusetzen haben. Die Bösen bestrafen, die Guten loben. Dieser Maßstab des Guten und Bösen ist aber nicht ein selbst durch eigene Gesetzgebung gesetzter Maßstab, sondern das Wort Gottes.
Jesaja 5,20 Wehe denen, die das Böse gut heißen, und das Gute böse; welche Finsternis zu Licht machen, und Licht zu Finsternis; welche Bitteres zu Süßem machen, und Süßes zu Bitterem!
So ziemlich keine Regierung der Weltgeschichte hat jemals die Guten gelobt. Gesetzestreue, zu der man sich verpflichtet hat, ist einfach Voraussetzung, bei der keine Belohnung erwartet werden darf.
Lukas 17,10 Also auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprechet: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.
Natürlich geizen die Regierungen nicht mit Lob, Abzeichen und Ehrenpreisen, aber wer bekommt die denn ? Was ist mit den Pflegekräften in den letzten Jahren ? Da wird geklatscht, aber gegen die elenden Arbeitsumstände, Überlastung und prekäre Situation wird überhaupt nichts getan. Wir sind schon lange in der Situation, dass Gutes uns Böses verkehrt wurden. Spätestens seit Einführung des Freien Marktes, der ja im wesentlichen auf dem tugendhaften Egoismus der
Bienenfabel Mandevilles beruht, was von Ökonomen aufgegriffen wurde.
„Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers und Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern davon, dass sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen. Wir wenden uns nicht an ihre Menschen-, sondern an ihre Eigenliebe, und wir erwähnen nicht die eigenen Bedürfnisse, sondern sprechen von ihrem Vorteil.“
Adam Smith - Wohlstand der Nationen.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 36505.html
Nicht alles, was in der Welt als Autorität erscheint, ist Autorität im Sinne von Petrus und Paulus. Es ist eine vollkommene falsche Lesart, Autorität mit ihren Worten eine Generalvollmacht zuzusprechen.
"Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht Jahwe der Heerscharen." heisst es in Sacharja 4,6
Autorität, die sich durch Betrug, Waffengewalt, falsche und gebrochene Versprechen, Manipulation so wie Drangsalierung von Schwachen, Ausbeutung und Selbstbereicherung an die Spitze geputscht hat und dort hält, ist keine Autorität im Sinne von Paulus. Solchen muss mit allen Mitteln widersprochen und widerstanden werden, aber nein das ist kein Aufruf zur Gewalt gegen sie.
Ich habe das Beispiel mit dem Tier aus dem Meer schon gebracht, aber wiederhole es gerne noch mal.
Die Macht des Tieres kommt vom Teufel, nicht von Gott. Dass dem Teufel nicht Folge zu leisten ist, sondern ihm zu widerstehen, das ist die Empfehlung von Jakobus.
Jakobus 4,7 Unterwerfet euch nun Gott. Widerstehet dem Teufel, und er wird von euch fliehen.
Jakobus empiehlt hier in Bezug auf den Teufel das zu tun, wovor Paulus bei Gott und einer Autorität mit der Eigenschaft uper-eXO warnt.
Michael hat geschrieben: ↑Mi 22. Dez 2021, 06:33
Also wird dieses Prinzip weiterhin nicht erkannt? Dann muss ich zur Kenntnis nehmen, dass ihr davon nicht Abstand nehmen könnt oder bloß nicht wollt. Belassen wir es dabei.
Dass du keine Exegese machen willst, sondern lediglich Traditionspflege legitimieren und deinen persönlichen Status-Quo zu rechtfertigen, habe ich auch schon zur Kenntnis genommen, nur lasse ich das hier nicht so stehen.