Jesus hat sich aber sehr wohl gegen die "jüdische" Gesetze aufgelehnt oder als Unrecht kritisiert. Die Pharisäer und Schriftgelehrten hätten sich auf den Stuhl Moses gesetzt. Sie haben dessen Gesetz nicht verändert, wohl aber dessen Auslegung und zusätzliche Überlieferungen hinzugefügt. Der Hohe Rat, das Synedrium, war die jüdische Obrigkeit bestehend aus Pharisäern, Schriftgelehrten und Hohepriestern. Bei Gremien gibt es keine personelle Herrschaft mit individueller Weisungsbefugnis, denn es gilt immer nur der gemeinsame Beschluss als rechtsgültig. Wenn Jesus also Kritik an Mitgliedern des Gremiums übt, dann nicht, weil er das Gremlum als Obrigkeit nicht anerkennt, sondern weil einzelne Mitglieder des Gremiums ihr Ansehen missbrauchen, um doch personelle Herrschaft auszüben und ihre Einflussmacht zu missbrauchen. Deswegen kann es auch über Jesus heißen, dass er in Vollmacht (Exousia) redet, die Schriftgelehrten aber nicht. Jesus redet im Sinne des Gremiums, obwohl er kein Mitglied ist, die Schriftgelehrten aber verkünden nur ihre persönliche Meinung fälschlich unter dem Deckmantel des Gremiums. Wichtig : Die Ermordung Jesu war kein Justizirrtum oder Unfall, sondern ein gültiger und rational begründeter Beschluss. Er war Recht und doch Unrecht.
Hier machst du schon wieder die Ausnahme zur Regel. Auch Daniel wird ja gern hergenommen, für einen treuen Staatsdiener.
Nimm doch mal lieber Mordechai und Haman als Beispiel. Mordechai hat sich dem König Ahasveros unterstellt, Haman aber nicht, und Haman war nicht irgendwer, sondern ein Befugter des Königs. Mordechais Unterordnung unter den König bestand darin, dass er das Leben des Königs rettete indem er eine Verschwörung aufdeckte. Die Geschichte ist bekannt, aber in Bezug auf Römer 13 macht sie sehr viel mehr deutlich, als andere Stellen.
Jede Obrigkeit (Exousia) ist zwar von Gott, aber nur wenn sie eben auch Obrigkeit im Sinne des NT ist. Sie muss höher achtend sein und sich selber in den Dienst stellen. Indem den Schriftgelehrten zu Gunsten von Jesus die Vollmacht (Exousia) aberkannt wird, ist bewiesen, dass nicht alles, was als Obrigkeit gilt, auch Obrigkeit ist. Die Schriftgelehrten galten im Volk und vor sich selber wohl als Obrigkeit, sonst wäre die Bemerkung in Matthäus 7,29 sinnlos, sie waren es aber nicht und vor allem benahmen sie sich nicht, wie sich eine Obrigkeit zu benehmend hat, nämlich schützend, fürsorgend, wohlwollend. Die falsche Obrigkeit ist willkürlich, eigennützig, verlogen, heuchlerisch und bluffend, so wie des Teufels Obrigkeit in Offenbarung 13, die er den Königen der Welt vorgaukelt und unter denen wir JETZT schon leben.