Hiob hat geschrieben: ↑Mo 28. Dez 2020, 10:04
Das hieße aber, dass auch "der Himmel" Offenbarungs-Ebene ist. - Genau das, meine ich, soll aber dann nicht mehr nötig sein. --- Versteht man die Visio Beatifica als endgültigen, entwicklungsfreien Zustand, halte ich die Offenbarungs-Ebene für nicht mehr nötig. - Die Visio selber wäre dann nicht mehr über die Krücke der Offenbarung erlebbar, sondern als Teil des Göttlichen selbst.
Man betrachte einmal die Hinweise der Hl. Schrift in der Apokalypse (Johannes) in der Sicht Himmel als weitere Offenbarungsebene. Lässt man einmal das materielle, leibliche weg, von wegen Gott mit Hintern auf Thron etc., dann erkennt man doch, dass für all die Märtyrer, Gläubigen, Engel, Ältesten, die vor den Thron anbetend knien oder stehen immer noch eine Offenbarung anhält, die im Geiste vollzogen wird.
Die VB mag allein schon deshalb nicht als entwicklungsfrei bezeichnet werden, weil Gott weiterhin der das ewige Leben erhaltende bleibt. Das Bild der ewigen Liebe als wärmendes Feuer und Licht mag es treffen: Das mehr oder weniger ausgebildete Organ der Liebe im Menschen, wird durch das Licht und die Wärme der absoluten Liebe Gottes weiterhin angeregt, verherrlicht, um zu verherrlichen.
Das Omega ist doch nicht das Ende. Es ist der Anfang der Bestimmung des Menschen in Gott, die Heilsgeschichte geht weiter und zwar ohne zeitliche Krücke.
Aber ich stelle mir "Geistleib" eher als materiell nicht Fassbare Identität vor - oder andersrum: Die Erscheinung Jesu nach seiner Auferstehung wäre selber eine irdisch angepasste geistleibliche Erscheinung gewesen, die in der Visio nicht mehr irdisch-leiblichen Anstrich hat (also "Offenbarung").
Egal, wie Geistleib definiert wird, es bleibt immer die unendlich große Differenz Schöpfer-Geschöpf. Diese Differenz kann allein von Gott überbrückt werden und wurde: in dem Gott Mensch wurde, die Absonderung der Sünde sühnte, aufhob und der göttlichen Gerechtigkeit zuführte, und in dem der Leib, das Geschaffene, durch die Auferstehung verherrlicht wurde. Man mag es sehen, wie man will: aber Geist ist nun mal nicht Leib. Der Sohn jedoch, den verherrlichten Leib ins Reich Gottes mitführend, schaffte erst den Raum, um in Gott als Geschöpf sein zu können.
Das hat auch eine Auswirkung im Paradiesgeschehen: Dort war Adam
bei Gott. Das Böse jedoch wollte dies beenden und tat es auch. Aber Gott wäre nicht Gott, die Liebe, wenn er daraus nicht etwas noch besseres tun könnte: Adam ist nun
in Gott durch den neuen Adam.
Es geht doch auch, dass er Vater, Sohn und HG sozusagen in Gott aufgehoben sieht, weil diese Offenbarungs-Größen nicht mehr gebraucht werden. - --- Nebenbei: Meinst Du mit "sehen" dasselbe wie "mit leiblichen Augen sehen"? Falls ja: Halte ich nicht für nötig.
Der Himmel ist kein leerer, orientierungsloser Raum, in dem alles aufgehoben ist: Es ist sogar der konkreteste Raum (natürlich nicht materiell zu verstehen), den es überhaupt geben kann. Alles orientiert sich hin zu Gott, lebt in Gott, bleibt in Gott. Was uns auf Erden bruchstückhaft in der Schöpfung, den Propheten, dem Herrn, der Hl. Schrift und im Hl. Geist offenbart wurde, wird im Himmel zur immerwährenden Offenbarung. Ein ewiges Strömen der Liebe hin zu Gott und von Gott.
Deshalb ist das Sehen natürlich nicht der Blick in ein grelles Licht, das blendet, wie mit leiblichen Augen, sondern ein erkennen der Liebe durch die Liebe. Die Liebe Gottes ist so facettenreich und dynamisch, dass der Mensch sich in Ewigkeit daran erfreuen und in ihr leben kann.
Ein blasser Vergleich vielleicht wie bei einer Ehe: Egal wie lange man zusammen ist, die Liebe findet immer wieder neues liebenswertes am Partner.
empfehlen aber, so was bei sich zu behalten, weil es falsch verstanden werden würde. - Ist doch interessant, nicht wahr?
Es liegt nicht an der Botschaft, sondern am Empfänger derselben. Tatsächlich kann es hilfreich sein, weniger notwendige Lehren bis dahin unversehrt zu bewahren, bis sie wieder ersehnt werden.
Oder meinst Du das mit "sie dort abzuholen, wo sie stehen" = sie nicht mit Dingen zu konfrontieren, die sie von ihrem Stand aus NICHT verstehen???
Nein, mehr dahingehend, dass man an die Wahrheit, die sie mittels Gott bereits kennen (in ihrer Religion, Weltanschauung) anknüpft und in ihnen die Sehnsucht nach der Quelle dieser Wahrheit weckt.
Genau das wird doch nicht verstanden! -- Ich bilde mir ein, das Evangelium so zu verstehen, dass es eine Frohbotschaft ist. - Da ist ein Defizit im pastoralen Alltag.
Man sollte es nicht zu dramatisch sehen. Liebe kann nicht erzwungen oder muss erst verstanden werden. Der katholische Blick ruht ja nicht allein auf eine inzwischen nicht mehr aufgeklärte westliche Welt, deren geistiges Organ verkümmert ist.
Es ist heute ein Vorteil der Teens und Twens, dass viele nach mehr fragen, als was die Welt ihnen bietet (und in dieser natürlich auch immer mehr vermeintliche Antworten). Allein schon die Authentizität eines christlichen Lebens kann hier ohne formelle Lehrsätze die Frage kanalisieren. Es gibt schon jugendliche Strömungen, bei denen es chic ist, anders zu sein, weil man Christ. In FFF engagieren sich inzwischen viel christliche Jugend. Das tut dort gut, dass es weniger zur Ideologie wird.